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Vom Erholungswert unter Windkraftanlagen

Ungestörte Spessartlandschaft. (Foto: Bürgerinitiative)

Erschienen im Mittelhessen-Boten am Mittwoch, 23.04.2013

Der heutige Beitrag der Reihe „Aspekte zur Nutzung der Windenergie“ der Bürgerinitiative „Windkraft im Spessart – Im Einklang mit Mensch und Natur e.V.“ beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Windkraftanlagen auf den Erholungswert des Spessarts. Erholung, ein Wort in aller Munde, häufig gebraucht und unterschiedlich gelebt. Was ist eigentlich Erholung in unserer schnelllebigen Zeit mit den Anforderungen von Beruf und den vielen Aktivitäten des privaten Lebens? Die erholsame Wirkung eines Fernreiseurlaubs ist nach wenigen Tagen verbraucht, die vermutete Erholung bei einem Hobby schwenkt schnell in Freizeitstress hinüber. Viele Menschen finden alltäglich Erholung beim Aufenthalt in unseren noch naturnahen Wäldern der Umgebung. Dies ist in unserem Spessart direkt vor der Haustür ohne lange und teure Anfahrtswege jederzeit für alle möglich.

Hessischer und bayerischer Spessart sind bekannt und berühmt, nicht nur durch die schaurig-schönen Räubergeschichten, sondern durch ihr einmaliges Landschaftsbild und einen intakten Naturhaushalt. Seit Jahrhunderten wird der Spessart, im Gleichklang mit einer großen Anzahl von Pflanzenund Tierarten, vom Menschen genutzt. Außerhalb der Wälder haben wir die Landschaft mit Siedlungen, Straßen und einer intensiven Landwirtschaft so verändert, dass viele Menschen für Stunden oder Tage flüchten wollen. Der Wald im Spessart bietet Ruhe, wunderschöne Ausblicke und die wechselnden Eindrücke des Mischwaldes zu den verschiedenen Jahreszeiten. Was ist Erholung wert, kann man sie finanziell beziffern? Der Gastronomiebetrieb, das Hotel hat einen Umsatz, beim gestressten Mitbürger aus dem Rhein-Main Gebiet ist die Reaktivierung seiner Lebenskräfte schlecht in Euro auszudrücken. Das Wissen um die Notwendigkeit einer Erholung ist altbekannt und stellt eine Grundvoraussetzung unseres Lebens dar. Dies sind alles Gründe, die kluge Menschen zur Ausweisung von Naturparks oder, wie in jüngster Zeit, zur Schaffung von Premiumwanderwegen bewogen haben. Beim „Glücksmoment Wandern“ sollen herrliche Landschaftsblicke über sanfte Hügel in einem scheinbar unendlichen Waldmeer möglich sein. Momentan ist dies noch keine Übertreibung sondern kann real gelebt werden.

Bei der unbestritten notwendigen Energiewende soll der Wald als Standort für Windkraftanlagen industrialisiert werden. Der Flächenverbrauch beim Bau wäre noch nicht der entscheidende Nachteil. Das Landschaftsbild unterliegt nach den heutigen Plänen vielmehr einer historisch einmaligen Veränderung. Die hohen Anlagen sind über Kilometer sichtbar und stören die harmonische Wirkung der Fernblicke. Premium- oder Qualitätswanderwege unter Windkraftanlagen mit roten Blinklichtern und schnell drehenden Rotoren beim Blick über die Höhen des Spessarts passen nicht zusammen. So wird die unkoordinierte Errichtung von Windkraftanlagen den einmaligen Wert dieser Erholungslandschaft für den Tourismus und die heimische Bevölkerung stark verändern. Im Bayerischen Naturpark haben die Entscheidungsträger aus Politik und Gesellschaft den ästhetischen Wert unserer Landschaft über die gewinnorientierten Interessen gestellt. Hier sucht man nach anderen Standorten und erhält den Erholungswert einer unverspargelten Landschaft. Es gibt genügend intensiv genutzte Flächen, die sich mit Abstrichen im Ertrag für die Windkraft nutzen lassen.