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Windkraftanlagen: Beeinträchtigen Lärm und Infraschall die Gesundheit der Bürger?

Wie der Mensch den Schall hört. (Grafik: Bürgerinitiative)

Erschienen im Mittelhessen-Bote am Mittwoch, 6. Februar 2013

Der heutige Beitrag der „Aspekte zur Nutzung der Windenergie“ beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkungen Infraschall oder Lärm auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen hat, die im Umkreis von Windkraftanlagen (WKA) wohnen.

Dass WKA Geräusche erzeugen, ist bekannt. Gleichzeitig ist erwiesen, dass WKA neben hörbarem Lärm auch Infraschall erzeugen, der Menschen beeinträchtigen und ihre Gesundheit gefährden kann.

  • Schall ist nicht gleich Schall

    Windkraftanlagen erzeugen durch die rotierenden Flügel sowie durch Getriebe und Generator Schallwellen über einen weiten Frequenzbereich – zum einen hörbaren Schall, zum anderen Infraschall. Als Infraschall wird der Luftschall bezeichnet, der mit tiefen Frequenzen unterhalb von etwa 20 Hertz im Grenzbereich und zum großen Teil außerhalb des normalen Hörens des Menschen auftritt. Er wird in der Regel durch „Lärm“ im normalen Hörbereich überlagert. 

  • Hörbarer Lärm und seine Auswirkungen

    Da der Betrieb von WKA von den Windverhältnissen abhängt, besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Wind und Lärm. Im Fall kontinuierlicher Winde bedeutet dies eine permanente Lärmemission, was insbesondere bei direkter Nachbarschaft belastend ist. Es gibt eine Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten, die sich mit der akustischen Störung/Belastung von WKA im von Menschen hörbaren Bereich befassen. Ergebnisse schwedischer Wissenschaftler zeigen, dass bis zu einer Entfernung von 2 Kilometern eine hohe Lärmdosis wahrgenommen wird, die der Mensch als störend empfindet. In Großbritannien wurde kürzlich auch aus diesem Grund eine Gesetzvorlage eingebracht, die für WKA mit einer Nabenhöhe von über 100 Metern einen Mindestabstand von 2.000 Metern zu Siedlungen vorschreibt. Im vorderen Spessart sind Windkraftanlagen mit einer Nabenhöhe von 140 Metern geplant. 

  • Wie wirkt sich Infraschall aus?

    Besonders Infraschallwellen sehr tiefer Frequenz breiten sich über große Entfernungen aus. Tiere wie Elefanten, Giraffen und Blauwale können Schall in einem Teil dieses Frequenzspektrums wahrnehmen und nutzen diese Laute auch zur Kommunikation. Es existieren auch natürliche Infraschall-Quellen wie Gewitterdonner, Erdbeben, Stürme, Föhn oder künstliche Quellen wie Flugzeuge, Schwerlastverkehr, Explosionen. Diese Infraschall- Quellen sind aber nur von kurzer Dauer. Viele Untersuchungen zeigen, dass insbesondere der periodisch wiederkehrende Infraschall durch sich permanent drehende Windkraftanlagen gesundheitlichen Auswirkungen auf Menschen haben kann: Herz- und Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Depressionen, Angsterkrankungen und Tinnitus. Es ist davon auszugehen, dass 20 bis 25 Prozent der Menschen unter Beschwerden leiden. Die EU erforscht zurzeit, ab wann Infraschall für Schwangere gefährlich wird. „Die besondere Qualität von Infraschall bedarf jedoch verstärkter Aufmerksamkeit, da bisher nur wenige gesicherte Erkenntnisse, nicht zuletzt wegen einer noch nicht optimalen Erfassungsmethodik, über das Auftreten und die Wirkung von Infraschall vorliegen“, urteilte das Robert-Koch-Institut bereits 2007. Diese Aussage ist heute aktueller denn je. 

  • Kann ich mich vor Infraschall schützen?

    Wegen seiner Wellenlänge hat Infraschall bei der Ausbreitung andere Eigenschaften als Hörschall. Tieffrequente Schallwellen werden von der Umgebung weniger gedämpft als hochfrequente, bei denen ein Teil von der Luft oder vom Boden absorbiert wird. Hindernisse wie Felsen, Bäume, Schutzwälle oder Gebäude schirmen die tieffrequenten Schallwellen nicht wirkungsvoll ab. Infraschall ist durch bauliche Maßnahmen wie Dämmschutz oder Lärmschutzfenster nicht aufzuhalten. Der einzige Schutz besteht durch möglichst großen Abstand zu menschlichen Siedlungen.